„Die eingesetzte BFE-Einheit hatte es nicht auf Deeskalation abgesehen“

Beim Heimspiel des SV Waldhof Mannheim gegen Rot-Weiss Essen kam es am Zugang zur Otto Siffling Tribüne im Carl-Benz-Stadion zu Problemen. Hintergrund war, dass nicht wie üblich lediglich der Ordnungsdienst die eintretenden Waldhof-Fans kontrollierte, sondern eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Polizei hinter den Eingangskontrollen positioniert war.

Gruppen aus der Waldhof-Fanszene weigerten sich deshalb am Sonntag, dass Stadion zu betreten und am Eingang entstand ein Rückstau. Erst als die Polizeieinheit kurz vor Anpfiff abrückte, löste sich die angespannte Situation. Der Dachverband PRO Waldhof wirft der BFE der Polizei vor, es nicht auf Deeskalation abgesehen zu haben. Außerdem seien die Eingangskontrollen in der Kürze der Zeit nach Abzug der Polizeieinheit nicht mehr ordentlich möglich gewesen, weshalb der Polizei-Einsatz sogar kontraproduktiv gewesen sei. Der Anpfiff des Drittligaspiels verzögerte sich wegen des Vorfalls um zehn Minuten.

„Die Polizeipräsenz war dort zur Verhinderung von Stürmungen der Einlasskontrollen, wie in der Saison schon öfters vorgekommen, notwendig und wurde auch bei den Gästefans durchgeführt. In der Folge gelang es vielen Fans nicht, wegen der dadurch entstandenen Blockade eines Eingangs rechtzeitig das Stadion zu betreten. Durch entsprechende Umleitungen an den Stadionzugängen waren zu Spielbeginn aber alle Fans an ihrem Platz“, begründete die Polizei Mannheim das Vorgehen der Einsatzkräfte. (Faszination Fankurve, 24.04.2024)

Blick auf die Otto Siffling Tribüne im Carl-Benz-Stadion beim Waldhof-Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen.
Blick auf die Otto Siffling Tribüne im Carl-Benz-Stadion beim Waldhof-Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen. Bild: hopping_45

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme des PRO Waldhof-Fandachverbandes:

Zum Polizeieinsatz beim Essen Heimspiel

Beim wichtigen Heimspiel gegen Rot-Weiß Essen am vergangenen Sonntag kam es vor Anpfiff zu Problemen am Eingang Marathontor OST. Werden in der Regel die Einlasskontrollen vom Ordnungsdienst durchgeführt, positionierte sich diesmal zusätzlich eine „Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit“ (BFE) der Polizei hinter eben diesen Kontrollen innerhalb des Fanbereichs. Als Grund wurden u.a. vergangene Stürme auf den Eingang genannt. Wann diese stattgefunden haben sollen, bleibt bislang ein Geheimnis der Polizei.

Als Folge weigerten sich einige Fangruppen unter diesen Voraussetzungen das Stadion zu betreten, woraufhin es zu einem Stau am Eingang bzw. dieser praktisch komplett zum Erliegen kam. Fans wurden folglich auf andere Eingänge umgeleitet und die sonst als sicherheitstechnisch relevant angesehene Sektorentrennung aufgehoben.

Nach etlichen Vermittlungsversuchen seitens des Fanprojekts, des Fanbeauftragten und weiterer Angestellten des SV Waldhof zog sich die BFE-Einheit kurz vor Spielbeginn auf eine Seite des Eingangs zurück, sodass sich die noch vor den Toren befindlichen Fans dazu entschlossen, das Stadion zu betreten. Dass aufgrund des Zeitdrucks hier keine ordentlichen Kontrollen mehr durchgeführt werden konnten, konterkariert den ganzen Polizeieinsatz.

Die eingesetzte BFE-Einheit hatte es nicht auf Deeskalation abgesehen, was sich dann besonders auch beim Abzug zeigte. Dieser erfolgte nicht wie bei den weiteren im Laufe der Zeit hinzugezogenen Einheiten über die Brücke des Marathontors, sondern durch den eh schon sehr beengten Raum zwischen Aufgängen und den Verpflegungsständen des Fanbereichs der OST hindurch.

Es stellt sich auch die Frage, ob der vermeintlich präventive Einsatz von spezialisierten, behelmten und vermummten Polizeieinheiten im Fanbereich zum Standard werden soll. Ganz abgesehen von den bekannten Fällen von aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsätzen in Stadien (z.B. in Frankfurt gegen Stuttgart oder Braunschweig und Hertha BSC) zeigt aus unserer Sicht der Einsatz am Sonntag, dass die unbegründete massive Präsenz der Polizei im Fanbereich des Stadions das Spannungsverhältnis zwischen Polizei und Teilen der Fanszene nicht löst, sondern verschärft.

Wir bedanken uns beim Fanprojekt, beim Fanbeauftragten Adrian, bei den Sicherheitsbeauftragten und bei Geschäftsführerin Jennifer Schäfer für ihre Versuche der Vermittlung. Wir bedanken uns außerdem auch bei den Fans, die alle trotz des herbeigeführten zunehmenden Drucks vor dem Spiel und vor allem beim Abzug der Einheit quer durch die OST ruhig geblieben sind. Körperliche Gewaltbereitschaft zeigte die BFE, die dann beim Abzug einen Fan, ohne ersichtlichen Grund, gewaltsam (im Würgegriff) mitgenommen hat.

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