Vor- & Nachteile durch zeitversetzte Ansetzungen am vorletzten Spieltag

An diesem Wochenende finden die Spiele der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga noch verteilt über die Tage Freitag, Samstag und Sonntag statt. Früher wurde am vorletzten Spieltag der Ligen jeweils gleichzeitig gespielt, um für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.

Der Verein Unsere Kurve, der bundesweit Fans vertritt, kritisiert auch in diesem Jahr wieder die zeitversetzten Anstoßzeiten. Die Fanorganisation listet alle Vor- und Nachteile auf, die verschiedene Clubs durch die zeitversetzen Ansetzungen haben. (Faszination Fankurve, 10.05.2024)

Früher wurden alle neun Bundesliga-Spiele am 32. Spieltag um 15:30 Uhr angepfiffen.
Früher wurden alle neun Bundesliga-Spiele am 32. Spieltag um 15:30 Uhr angepfiffen. Bild: timo0711.blogspot.com

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung von Unsere Kurve:

Und jährlich grüßt das Murmeltier: Zurück zum parallelen vorletzten Spieltag!

Schon letztes Jahr wurden wir nicht müde, die Gründe aufzuzählen, warum es nicht nur aus fankultureller Sicht wichtig ist, dass auch alle Partien des vorletzten Spieltags gleichzeitig angepfiffen werden. Sondern auch aus Gründen des fairen Wettbewerbs! Es kommt immer wieder zu Konstellationen, bei denen das Wissen um vorherige Ergebnisse der Konkurrenz die eigenen benötigten Ergebnisse beeinflusst. Wer schon vorher weiß, dass ein bestimmtes Ergebnis nötig ist, um die eigenen Ziele zu erreichen, hat einen Wissens-Vorteil. Wer schon vorher weiß, dass bestimmte Entscheidungen bereits gefallen sind – positiv oder negativ – spielt evtl. nur noch um die „goldene Ananas“. Auch 2024 ist das in den drei obersten Ligen wieder der Fall. Wir möchten damit nicht sagen, dass sich Spieler bei bereits getroffenen Entscheidungen „hängen lassen“. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Kenntnis feststehender Ergebnisse der Konkurrenz Druck auf- oder abbauen kann, was zu unterschiedlichen Handlungsmotivationen führen kann. Daher unsere Forderung: Zurück zu den zeitgleichen Ansetzungen der Partien des vorletzten Spieltags in den drei Profiligen!

Bundesliga

Während die Meisterschaft schon entschieden ist und die begehrten Plätze um die Champions-League bereits fix an die Top-5 vergeben sind (es sei denn, Dortmund gewinnt die Champions League und bleibt in der Liga Fünfter, dann darf auch der Sechste in die CL), tobt dahinter der Kampf um die drei möglichen weiteren europäischen Plätze bis Platz 12. Ab Rang 13 befinden sich noch fünf Teams im Abstiegskampf.

Abstiegskampf (gelb): Wissens-Vorteil Bochum und Mainz

Köln und Union treffen am Sa, 15:30 h aufeinander, parallel zu Mönchengladbach gegen Frankfurt. Mainz spielt erst am Abend gegen Dortmund, Bochum gar erst tags darauf gegen Leverkusen.

Mainz wird wissen, wie Köln gegen Union gespielt hat und weiß dann, ob (Sieg Köln) weiter direkte Abstiegsgefahr besteht oder ob (Sieg Union) der Direktabstieg unmöglich ist und das rettende Ufer nur noch mit einem eigenen Punktgewinn erreicht werden kann. Gewinnt Union nicht, wissen die Mainzer, dass sie mit einem Sieg auf einen Nichtabstiegsplatz kommen könnten.

Bochum, das dann am Folgetag auch das Ergebnis von Mainz kennt, wird wissen, ob es schon vor Anpfiff gerettet ist (Niederlage Mainz) oder ob noch Punkte notwendig sind.

Europäische Plätze (grün): Wissens-Vorteil Hoffenheim und Wolfsburg

Augsburg ist aus dieser Gruppe das Team, das am Freitag „vorlegen“ muss. Bei einer Niederlage gegen Stuttgart weiß die Konkurrenz, dass sich zumindest deren Ausgangsposition nicht verbessert hat, bei einem Sieg ist die Konkurrenz wissend unter Druck, am Spieltag selbst „liefern“ zu müssen.

Während Bremen (in Leipzig), Frankfurt (in Mönchengladbach) und Freiburg direkt gegen Heidenheim parallel spielen, können Hoffenheim und Wolfsburg noch einen Tag zusehen, was die Konkurrenz so macht. Man wird in Kenntnis der Ergebnisse wissen, ob die Konkurrenz gepatzt hat, oder ob der Druck für einen eigenen Sieg höher geworden ist.

All diese kleinen Vor-/Nachteile gäbe es nicht bei einer zeitgleichen Ansetzung des vorletzten Spieltags…

2. Bundesliga

Mit der Niederlage in der Nachhol-Partie gegen Schalke verabschiedet sich Osnabrück nach nur einer Saison wieder aus dem Unterhaus. Auf die ersten drei Plätze können mit Kiel, St. Pauli, Düsseldorf und dem HSV noch vier Teams kommen, wobei Kiel und St. Pauli die Relegation bereits sicher haben. Im Abstiegskampf stecken prinzipiell noch alle Teams ab Platz 12.

Aufstiegskampf (rot): Wissens-Vorteil St. Pauli

Der HSV tritt bereits am Freitag in Paderborn an. Kiel und Düsseldorf bestreiten das direkte Duell zum Top-Spiel am Samstagabend. St. Pauli greift erst am Sonntag ein.

Gewinnt der HSV nicht in Paderborn, sind die Aufstiegsambitionen (auch bei Unentschieden faktisch aufgrund der Tordifferenz) vorbei. Das Ergebnis ist also durchaus eine wichtige Information für Düsseldorf, die in diesem Fall selbst bei einer Niederlage im Topspiel nicht mehr vom Relegationsrang verdrängt werden könnten. Bei einem HSV-Sieg steigt der Druck auf Düsseldorf.

Pauli steigt durch einen Kieler Sieg gegen Düsseldorf am Samstag auf dem Sofa auf und könnte gegen Osnabrück bereits im Feiermodus unterwegs sein. Aber auch bei einem Remis im Topspiel würde St. Pauli wissen, dass mit einem Punkt der Aufstieg perfekt wäre. Nur bei einem Düsseldorfer Sieg in Kiel müsste St. Pauli ebenfalls gewinnen, um den vorzeitigen Aufstieg zu sichern, anderenfalls wäre er nochmals vertagt.

Abstiegskampf (gelb): Rettet Braunschweig sich selbst – und noch weitere andere?

Rostock und Wehen Wiesbaden belegen derzeit die Plätze 17 und 16. Wehen Wiesbaden tritt beim drei Punkte entfernten 15. in Braunschweig zum direkten Duell an – und zwar am Sonntag, wenn alle Ergebnisse der Konkurrenz bekannt sind, also auch die Partie von Rostock auf Schalke.

Magdeburg kann sich bereits am Freitag gegen Fürth mit einem Sieg selbst retten. Dasselbe gilt am Samstagmittag für Kaiserslautern (bei Hertha) und Nürnberg (gegen Elversberg). Parallel spielt dann Rostock auf Schalke – bei einer Niederlage von Rostock könnten Magdeburg, Nürnberg und Kaiserslautern nicht mehr direkt absteigen – auch Braunschweig nicht.

Braunschweig wird also am Sonntag das Ergebnis von Rostock kennen. Falls Rostock nicht gewonnen hat, wäre ein Sieg gegen Wehen Wiesbaden daher gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt für alle Teams ab Platz 15 und besser, egal wie diese zuvor gespielt haben. Bei vorherigem Sieg von Rostock, käme es dann auf die übrige Konstellation an, wer schon gerettet ist und wer nicht, Braunschweig würde allerdings bei einem Unentschieden gegen Wehen Wiesbaden Gefahr laufen, von diesen am letzten Spieltag noch abgefangen zu werden, bei einer Niederlage gegen Wehen Wiesbaden würde Braunschweig auf den Relegationsplatz rutschen und könnte am letzten Spieltag sogar noch direkt absteigen.

All diese kleinen Vor-/Nachteile gäbe es nicht bei einer zeitgleichen Ansetzung des vorletzten Spieltags…

 3. Liga

Ulm steht bereits als Meister und Aufsteiger fest. Theoretisch spielen um den 2. und den Relegationsplatz noch insgesamt 5 Teams. Im Tabellenkeller sind drei der vier Absteiger schon fix, vier Mannschaften könnten noch auf Rang 17 landen.

Aufstiegskampf (rot): Wissens-Vorteil Münster und Regensburg

Essen legt am Freitag gegen 1860 vor, am Samstag spielen zeitgleich Regensburg (in Köln) und Dresden (in Unterhaching), erst am Sonntag greifen Aue (in Duisburg) und Münster (in Verl) ein.

Die Kenntnis des Ergebnisses von Essen ist insbesondere für Regensburg und Münster interessant, denn wenn Essen nicht gewinnt, könnte Münster nicht mehr von Platz 3 verdrängt werden, Regensburg hätte mit einem Punkt in Köln auf jeden Fall die Relegation sicher. Bei einem Essener Sieg stünden beide zwar stärker unter Druck, wüssten das aber eben schon vor Anpfiff.

Münster weiß nach dem Ergebnis von Regensburg in Köln, ob ein Sieg (bei Punktgewinn Regensburg) oder gar nur ein Punkt in Verl (bei Niederlage Regensburg) aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz faktisch zum Direktaufstieg reicht.

Aue kann sich in Ruhe den Freitag und Samstag anschauen und dann am Sonntag sehen, ob die theoretische Chance auf die Relegation noch lebt.

Dresden spielt parallel zum Relegations-Konkurrenten Regensburg, hier fallen mögliche Entscheidungen tatsächlich gleichzeitig.

Abstiegskampf (gelb): Wissens-Vorteil Mannheim und Halle

Die Konstellation hat es wirklich in sich: Die vier Konkurrenten 1860, Bielefeld, Mannheim und Halle duellieren sich an den letzten beiden Spieltagen in zwei Partien: Bielefeld – Halle am 37. Spieltag, 1860 – Bielefeld am letzten Spieltag.

1860 könnte sich am Freitagabend mit einem Sieg in Essen definitiv oder aufgrund der Tordifferenz auch mit einem Punkt faktisch retten. Verlieren sie aber, erhält Halle die große Chance, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu packen.

Dazu wäre ein Sieg von Halle im direkten Duell mit Bielefeld am Samstag um 14 Uhr die Voraussetzung. Gewinnt Halle nicht, sind sowohl Bielefeld als auch 1860 gerettet. Gewinnt Halle aber, können sie mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen Dortmund II den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen, weil sich 1860 und Bielefeld direkt duellieren und dann zumindest eines der beiden Teams maximal 43 Punkte haben kann (während Halle dann 44 Punkte hätte).

Mannheim wird am Samstag bei Anpfiff um 16:30 Uhr gegen Sandhausen die Konstellation genau kennen. Hat Halle gewonnen, brauchen sie mindestens einen Punkt, um aufgrund der Tordifferenz über dem Strich zu bleiben und würden dann mit einem Sieg in Aue am letzten Spieltag und der besseren Tordifferenz den Klassenerhalt packen können. Hat Halle verloren, reicht ein Punkt für den faktischen Klassenerhalt. Hat Halle unentschieden gespielt, würde ein Sieg gegen Sandhausen den sicheren Klassenerhalt am vorletzten Spieltag bedeuten.

All diese kleinen Vor-/Nachteile gäbe es nicht bei einer zeitgleichen Ansetzung des vorletzten Spieltags!

 

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