Wie Werder-Ultras die Meisterfeier von Bayer 04 Leverkusen störten
Mit dem 5:0 kurz vor Ende der regulären Spielzeit stürmten die Bayer 04 Leverkusen-Fans gestern Abend den Rasen im Ulrich-Haberland-Stadion, um die Meisterschaft zu feiern. Schiedsrichter Harm Osmers pfiff die Partie daraufhin gar nicht wieder an. Doch plötzlich kam auf dem Spielfeld grüner und weißer Rauch zum Vorschein.
Spätestens, als vorm Gästeblock ein „Es gibt mehrere Geschlechter, aber nur zwei Farben“-Spruchband vom UltrA-Team Bremen war klar, dass die Ultras von Werder Bremen hinter der Aktion stecken. Ob in der Tagesschau oder anderen Berichterstattungen von der ersten Deutschen Meisterschaft von Bayer 04 Leverkusen tauchten somit Bilder mit Rauch in den Vereinsfarben von Werder Bremen auf. Gezündet wurde der Rauch auf Höhe der Trainerbänke.
Spruchband-Battle zwischen Leverkusen und Bremen: Was hat es mit dem Zitronenmann auf sich?
Das Spruchband der Werder Ultras ist eine Reaktion auf ein Spruchband, das die Ultras Leverkusen in der Hinrunde im Gästeblock des Weserstadions zeigten. „Der Zitronenmann sagt: Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur 2 Geschlechter“, war darauf zu lesen. Doch die Geschichte des Spruchband-Battles zwischen Ultras Leverkusen und verschiedenen Gruppen von Werder Bremen geht weiter zurück.
Der sogenannte Zitronenmann ist ein Spielzeug, das in der Leverkusener Ultràszene Berühmtheit erlangte und erstmals im März 2004 im Bus der Ultras Leverkusen auf Auswärtstour nach Rostock mitging. Es folgten weitere Spiele und auch Sommerurlaube auf Mallorca. Die Leverkusener Fan- und Ultràszene ist dafür bekannt, im Sommer in großer Anzahl auf die Lieblingsinsel der Deutschen zu fliegen.
Beim Spruchband-Duell zwischen Ultras aus Bremen und Leverkusen geht es immer wieder um den Vorwurf Leverkusener Ultras, dass die Werder-Ultras zu viel Politik ins Stadion tragen würden. Die Werder-Ultras kontern hingegen mit Plakaten, auf denen sich über das prollige Image Leverkusener Ultras und deren Urlaube auf Mallorca lustig gemacht wird. So war das Plakat der Ultras Leverkusen in der Hinrunde wiederum eine Reaktion auf ein Spruchband von Infamous Youth, die nach einer „Raverkusen“-Choreografie der Ultras Leverkusen via Spruchband klar machten, dass der Bierkönig keine Technoclub ist.
„Ey Zitronenmann Heute gibt's Saures“, „In ner Mülltonne am Ballermann vergammelt der Zitronenmann“, und „Heute im Gästeblock: UL und ihr Bremen-Komplex...Episode 3782“ lauteten weitere Beispiele von Plakaten aus der Vergangenheit verschiedener Bremer Ultràgruppen zum Thema.
Auf das Konto der Ultras Leverkusen gehen Spruchbänder, wie „Der Zitronenmann sagt: Ey Bremen! Heute ist Fußball und keine Demo!“, „Der Zitronenmann sagt: Back To The Roots: Fußball, Ficken, Alkohol!“ oder „HetrosexUL - Vereinsfarben uninteressant - Hauptsache die Homofahne in der Hand“.
Die Spruchbänder und unterschiedlichen Auffassung davon, wie man Ultrà auslebt, führten über die Jahre sogar zu einer kleinen Rivalität zwischen Werder- und Bayer 04-Ultras. So übersprayten im September 2014 Werder-Ultras ein Leverkusener Graffiti in unmittelbarer Nähe der BayArena. Am Spieltag selbst kam es zu einem Angriff von Leverkusener Ultras auf einen Bus mit Werder-Ultras. Im Februar 2015 warfen Werder-Ultras nach dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen sogar Zitronen auf vorbeilaufende Leverkusener Ultras und spielten damit auf das am gleichen Spieltag gezeigte „Ey Zitronenmann Heute gibt's Saures“-Spruchband an. Wie so häufig bei Spruchband-Duellen steckt auch in dem Zwist zwischen Bremen und Leverkusen vor allem eine große Portion Provokation und das Spielen mit Klischees.
Leverkusen feiert die erste Deutsche Meisterschaft
Tausende Bayer 04-Fans nahmen am Sonntag den Mannschaftsbus am Stadion in Empfang. Ganz Leverkusen hoffte auf die langersehnte Meisterschaft und überall war Euphorie zu spüren. Auch sportlich sollte für Leverkusen alles optimal laufen. Kurz nach der 80. Spielminute betraten die Bayer-Fans den Innenraum. In der 83. Minute fiel das 4:0. Daraufhin betraten Bayer 04-Fans zum ersten Mal das Spielfeld. Schnell wurden die Fans zurückgerufen. Als Wirtz in der 90. Minute zum dritten Mal hintereinander traf, gab es kein Halten mehr. Die Fans stürmten in Massen das Spielfeld und die Partie wurde nicht wieder angepfiffen. (Faszination Fankurve, 15.04.2024)