Als die Polizei den Eindruck erweckte, Preußen-Fans als Übungsobjekt zu nutzen

Im 23. Türchen des diesjährigen Adventskalenders blicken wir zurück auf den 02. Dezember 2023, als der SC Preußen Münster auswärts beim 1. FC Saarbrücken antrat. Nach einem friedlichen Geschehen ums Spiel herum eskalierte die Situation am Saarbrücker Hauptbahnhof, als die Polizei einen SCP-Fan aus dem Münster-Mob ziehen wollte. In der Folge wurden viele Unbeteiligte durch Pfefferspray verletzt.

Polizei-Einsatz gegen Preußen Münster-Fans am Hauptbahnhof in Saarbrücken.
Polizei-Einsatz gegen Preußen Münster-Fans am Hauptbahnhof in Saarbrücken. Bild: Fanhilfe Münster

„Bei Ankunft der Münsteraner Fans nach Spielende am Bahnhof stellten Einsatzkräfte im Bereich des Bahnhofsvorplatzes den Tatverdächtigen der Beleidigung auf sexueller Grundlage erneut fest. Dieser sollte noch vor Abreise mit dem Sonderzug nach Münster einer Identitätsfeststellung unterzogen werden. Dabei kam es zu einem Angriff mehrerer Gästefans auf die eingesetzten Polizeikräfte, u.a. durch Schläge und das Werfen von Gegenständen. Die ursprüngliche einfache Identitätsfeststellung konnte nur noch unter erschwerten Bedingungen erfolgen. Die Angriffe der Tätergruppierung wurden hierbei unter Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray abgewehrt. Durch den Einsatz des Pfeffersprays wurden ca. 20 Personen der Münsteraner Fanszene sowie ein Polizeibeamter leicht verletzt. Die Personen wurden im Nachgang medizinisch (Augenausspülung) versorgt. Die Gästefans konnten im Anschluss gegen 17:30 Uhr ihre Heimreise im Sonderzug nach Münster antreten. Ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruch wird eingeleitet“, erklärte die Polizei Saarbrücken zu den Vorfällen.

Die Fanhilfe Münster teilte im Nachgang des Drittligaspiels beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) mit: „Dutzende Personen können nichts mehr sehen und übergeben sich wegen Pfefferspray. Die Polizei Saarland eskaliert das selbst ausgerufene Rot-Spiel wegen Nichtigkeiten. Die Polizei ruft Verletzte auf, zu den Rettungssanitätern zu gehen, um dann dort deren Personalien aufzunehmen. Meldet euch mit Verletzungen nicht bei der Polizei, sondern bei uns oder dem Fanport. Den ganzen Spieltag über irritierte die massive Polizeipräsenz: Hubschrauber, Drohnen, Hundestaffeln, etc. - bei einem Spiel ohne Rivalität. Es drängte sich der Eindruck auf, dass die Preußen 06-Fans als Übungsobjekt genutzt wurden.“

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Schon vor dem Spiel sei von der Fanhilfe Münster eine außerordentlich hohe Polizeipräsenz während der Anreise beobachtet worden, die sie als „nicht erklärbar und deutlich überzogen“ einstufte. Es stelle sich die Frage, weshalb die Polizei von einem feindschaftlichen Verhältnis beider Fanlager ausgegangen sei: „Eine Feindschaft ist uns nicht bekannt. Vielmehr gab es am Spieltag einen freundlichen Austausch einzelner Fans beider Seiten.“ Trotzdem seien die Preußenfans nicht als Gäste, sondern vielmehr als Problem empfangen worden.

Und auch die Identitätsfeststellung wäre laut Fanhilfe Mümser nicht notwendig gewesen: „Nach unserem Kenntnisstand war die Person bereits polizeibekannt und mithin ohne Personalienfeststellung identifizierbar. Der Auslöser der Eskalation war absolut vermeidbar. Die zahlreichen Verletzten sind das Ergebnis eines nicht notwendigen Polizeieinsatzes.“

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Umstrittene Polizei-Einsätze im Jahr 2023 im Rückblick:

Im kommenden Sommer steht die Europameisterschaft 2024 in Deutschland an. Wie schon bei der Weltmeisterschaft 2006 beobachten Fußballfans im Ligaalltag eine Zunahme von Repressionen und überharten Einsätzen der Polizei in und um die Stadien. Im diesjährigen Adventskalender von Faszination Fankurve schauen wir auf die umstrittenen Polizei-Einsätze im Kalenderjahr 2023.

Zuletzt häuften sich Einsätze an Spieltagen, die von betroffenen Ultras, aber auch von anderen Fans in den Stadien als überhart, überzogen oder völlig daneben eingestuft werden. Bundesweit fanden solche Vorfälle zuletzt medial Beachtung. Weil, anders als im Jahr 2006, mittlerweile in vielen Fanszenen sogenannte Fanhilfen entstanden sind, findet die Sicht von aktiven Fußballfans in der Berichterstattung regelmäßiger Aufmerksamkeit. Wie schon beim letzten Großturnier in Deutschland vor über 17 Jahren sind von umstrittenen Einsätzen vor allem Fußballfans betroffen, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Dieser Adventskalender zeigt, dass solch umstrittene Einsätze der Exekutive keine Einzelfälle sind. (Faszination Fankurve, 23.12.2023)

Faszination Fankurve dokumentiert das Statement der Fanhilfe Münster:

Schon vor dem Spiel fiel die massive Polizeipräsenz auf. Der Sonderzug wurde durch einen Hubschrauber begleitet, in Saarbrücken erwartete die Preußenfans dann eine große Zahl behelmter Polizisten und Hundestaffeln. Wegen der guten Stimmung unter den Fans und der fehlenden Rivalität war dies für uns nicht erklärbar und deutlich überzogen.

Die Polizei Saarland spricht in ihrer PM von einem feindschaftlichen Verhältnis zwischen den Anhängern beider Mannschaften. Eine Feindschaft ist uns nicht bekannt. Vielmehr gab es am Spieltag einen freundlichen Austausch einzelner Fans beider Seiten.

Auch auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof herrschte eine entspannte und friedliche Stimmung. Die Situation am Bahnhof ist für uns noch nicht gänzlich klar. Bereits vorher wurden vereinzelt Preußenfans von Polizisten geschubst; die Lage blieb aber ruhig.

Offenbar eskalierte die Situation, als die Polizei eine Person aus dem Fanmarsch herauszog. Die Polizei setzte daraufhin massiv Pfefferspray ein. Zahlreiche Unbeteiligte wurden dadurch verletzt und mussten medizinisch versorgt werden. Sie erlitten vor allem erhebliche Reizungen der Augen und der Atemwege sowie Übelkeit.

Für uns stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes. Der gesamte Einsatz beruhte offenbar bereits auf einer mangelhalten Lageeinschätzung. Die Preußenfans wurden nicht als Gäste, sondern als Problem empfangen.

Die Personalienfeststellung war nicht notwendig. Nach unserem Kenntnisstand war die Person bereits polizeibekannt und mithin ohne Personalienfeststellung identifizierbar. Der Auslöser der Eskalation war absolut vermeidbar. Die zahlreichen Verletzten sind das Ergebnis eines nicht notwendigen Polizeieinsatzes.

Die Situation am Bahnhof reiht sich ein in den überzogenen Polizeieinsatz am Spieltag und in die bundesweite Entwicklung. Der Dachverband der Fanhilfen spricht von einer Gewalteskalation und kritisiert den Einsatz von Pfefferspray: „Pfefferspray ist das wohl ungeeignetste Mittel der Polizei in vollbesetzten Stadien. Pfefferspray führt zu zahlreichen Verletzten – übrigens bei Fans und bei der Polizei.“ Dem schließen wir uns für den Einsatz von Pfefferspray in großen Menschenmengen an. Pfefferspray führt immer wieder zu erheblichen Verletzungen etlicher unbeteiligter Personen - so auch am Samstag.

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