„Wir brauchen einen Rückzug der Polizei aus den Kurven“
In einem Gespräch haben das Innenministerium des Landes Niedersachsens, Hannover 96 und Eintracht Braunschweig über mehr Sicherheit im Stadion diskutiert. Auch bauliche Veränderungen werden als mögliche Lösung gesehen. Von der Fanhilfe Hannover kommt Kritik.
Die beiden Zweitligisten Hannover 96 und Eintracht Braunschweig trafen am 05. November 2023 im Niedersachsen-Derby im Niedersachsenstadion aufeinander. Bei der Partie kam es erneut zu verschiedenen Vorfällen. Um in Zukunft das Gefahrenpotenziale zu minimieren hat Daniela Behrens, Innenministerin für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen, mit den Verantwortlichen beider Clubs das Gespräch gesucht. Der Austausch thematisierte Konsequenzen und künftige Maßnahmen, um solche Vorkommnisse in Fußballstadien zu minimieren bzw. zu verhindern.
Die Innenministerin war dabei nach dem Gespräch positiv gestimmt, da alle das Ziel eine, Gewalt zu bekämpfen und Einsätze der Polizei in Stadien seltener werden zu lassen. Die aktuelle Entwicklung sei nicht mehr tragbar. Die Stadien erleben Pyrotechnik, Böller, Vandalismus und Zerstörungswut, so Behrens weiter.
Um die Einsatzkräfte zu schützen und Stadien nicht zu rechtsfreien Räumen werden zu lassen, sei ein Bekenntnis gegen Gewalt und Pyrotechnik in und um die Stadien, aber auch Verbesserungen bei der Sicherheit von Nöten. So sollen nun dafür notwendige bauliche, technische, und organisatorische Maßnahmen identifiziert werden. Da im großen Ganzen die Vereine für die Sicherheit verantwortlich seien, solle bei keiner Besserung der Situation über eine Kostenbeteiligung der Clubs bei Polizeieinsätzen nachgedacht werden, so Daniela Behrens.
Die Fanhilfe Hannover erklärte in Richtung der Innenministerin: „Behrens will die Überwachung und Kontrolle in den Stadien ausbauen, während die Polizei jedes Wochenende die Grundrechte von Fans einschränkt. Wir brauchen einen Rückzug der Polizei aus den Kurven und ein Verbot von Reizgas, um die Stadien wirklich sicher zu machen.“ Die Fanhilfe Hannover unterstützt Hannover 96-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz. Außerdem betreibt die Fanhilfe Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel nach umstrittenen Einsätzen der Polizei.
Auch Martin Kind, Geschäftsführer von Hannover 96, meldete sich nach dem Gespräch zu Wort. Es sei ein guter Austausch gewesen, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Weiterhin erhoffen sich die Verantwortlichen Gespräche auf höherer Ebene mit dem DFB und der DFL, mit dem Ziel, sich bundesweit zu positionieren. Kind führte aus, dass Hannover Konzepte für die Sicherheit im Stadion entwickeln werde, die auch bauliche Veränderungen nach sich ziehen können. Dafür gehe der Club auch in einen Austausch mit den Fans.
Auch BTSV-Präsidentin Nicole Kumpis betonte die Wichtigkeit des Gesprächs. Man habe gemeinsame Punkte identifiziert, bei denen Verbesserungspotenzial bestehe: Zum einen sollen die Bereiche An- und Abreise sowie Sicherheitskräfte im Stadion gestärkt werden, zum anderen soll mittel- und langfristig auch die Infrastruktur in den Stadien verbessert werden. Kumpis ergänzt, dass der Club seine Verpflichtungen sehr ernst nehme, allerdings die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit außerhalb der Stadien Aufgabe der Polizei sei. Eine Kostenübernahme lehne der Club daher weiterhin ab. (Faszination Fankurve, 08.12.2023)