„Ein Schlag in die Magengrube“

Unter dem Titel „Alemannia ist Tivoli, Tivoli ist Alemannia“ haben die Karlsbande Ultras eine Stellungnahme veröffentlicht und sich darin für den Erhalt des traditionellen Stadionnamens in Aachen ausgesprochen. Dort wird aktuell über eine Ergänzung des Namens durch einen Sponsor debattiert. (Faszination Fankurve, 20.04.2023)

Die Karlsbande Ultras sprechen sich gegen einen Sponsorennamen für den Tivoli aus. Bild: Fuppes muss dreckig bleiben

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Karlsbande Ultras:

Alemannia ist Tivoli, Tivoli ist Alemannia

Das ist der Name unserer Heimspielstätte, mit dem Generationen aufgewachsen sind. Generationen vor uns kannten die Alemannia nur auf dem Tivoli. Und an uns ist es nun, dass auch die kommenden Generationen den Tivoli als wichtiges Identifikationsmerkmal mit unserer Stadt und unserem Verein verbinden. Der Tivoli war schon immer mehr als nur ein Name auf der Eintrittskarte. Er ist ein Gefühl. Und diesem Gefühl wollen die Verantwortlichen nun einen faden Beigeschmack untermischen. Als hätte es keine Auswirkungen, wenn „einem Sponsor der Namenszusatz am Tivoli“ eingeräumt würde. Eine beinahe provokant verharmloste Formulierung dessen, was sich hinter den kommunizierten Bestrebungen verbirgt.

Die Folgen, die das „schnelle Geld“ mit sich bringt, werden unserer Meinung nach völlig außer Acht gelassen. Bevor wir gleich zum größten Problem kommen wollen, zunächst einige Punkte, die uns sauer aufstoßen.

Das Argument, dass es sich bei unserem Stadion nicht um den „wahren“ Tivoli handele, empfinden viele junge Fans als das, was es ist. Ein Schlag in die Magengrube. Zählen die Jungs und Mädels, die ihre ersten Erfahrungen im Neuen Tivoli gemacht haben, nicht? Die meisten jungen Fans, die heute das Alter von 25 nicht überschritten haben, sind größtenteils mit dem neuen Stadion aufgewachsen. Für diejenigen Fans, von denen die Zukunft unserer Alemannia auf lange Sicht abhängt, ist dieses Stadion ihr Wohnzimmer.

Mit einem Namenszusatz für den Tivoli würde mit einer jahrzehntelangen Tradition gebrochen, die unseren Verein auszeichnet. Auf welche Werte kann sich die Alemannia beziehen? Auf absolute Treue und Loyalität ihrer Anhängerschaft. Wir Fans sind noch immer da. Nach Abstiegen, Insolvenzen und Rückschlägen ist sich die Alemannia doch immer treu geblieben und steht für eine ganze Region. Mit ehrlichem Fußball, mit Kampf, Wille und Leidenschaft, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen. Und auch der Stadionname blieb durch den Tivoli-Groschen erhalten, auch als der Alte Tivoli abgerissen wurde. So haben wir in Aachen schon mehrfach im Sinne der Tradition und entgegen der Kommerzialisierung und dem Ausverkauf des Volkssport Fußball gehandelt. Natürlich hätte man sich einen Sponsorennamen teuer bezahlen lassen können. Doch das ist nicht Aachen und das ist nicht Alemannia.

Auch die jetzige Vereinsführung ist 2021 mit der Intention angetreten, die Alemannia als das anzusehen, was sie ist. Ein Traditionsverein mit Stolz und Werten, die es zu verteidigen gilt. Umso mehr irritiert uns die Herangehensweise der Vereinsführung, uns Fans diese Vermarktung unseres Stadionnamens schmackhaft zu machen. Das Argument zu bringen, dass über 80 andere Stadien in Deutschland einen Sponsorennamen tragen, schockiert und lässt und teils sprachlos zurück. In der Bundesliga sind über 50 % der Vereine nicht mehr vollständig in eigener Hand. Heißt das, dass wir uns künftig auch von einem Investor abhängig machen müssen? Dieser Argumentationsstrang erschließt sich uns in keinster Weise.

Die Vermarktung des Stadionnamens bildet bei dieser Art der Argumentation nur den Anfang und zieht einen Rattenschwanz sondergleichen nach sich. In Aachen schreiben wir uns zurecht den Erhalt von Traditionen ganz oben auf die Fahne. Würden wir diese Werte nicht seit Jahren hochhalten, würde sich der Zuschauerschnitt im zehnten Regionalligajahr mit Sicherheit nicht mit knapp 9.000 Fans beziffern lassen. Wir sind eben nicht einer dieser 80 austauschbaren Vereine mit austauschbaren Stadionnamen und austauschbaren Investoren, die sich nur für Profite interessieren. Wir sind Alemannia Aachen!

Wir werden vor allem bei der inhaltlichen Ausgestaltung dieses ganzen Brimborium mit einigen Fragezeichen über unseren Köpfen zurückgelassen. Eine Infoveranstaltung oder dergleichen, wo sich die Verantwortlichen den kritischen Fragen der Alemannia-Familie stellen können, hätten wir uns nicht nur gewünscht, wir betrachten eine solche Herangehensweise bei derart sensiblen Themen eigentlich als selbstverständlich.

Ein Vertrag, der auf eine Laufzeit von drei Jahren ausgelegt ist, wird uns verkauft, als wäre der Tivoli nach Ablauf dieser Zeit von seinem unsäglichen Namenszusatz befreit. Allein zu sehen, wie sehr seitens der Verantwortlichen darauf gepocht wird, dass dieser Vertrag nach drei Jahren ausläuft, zeigt uns, dass im Kern der Sache Einigkeit besteht, dass eine Vermarktung unseres Stadionnamens weder wünschenswert noch mit unseren Werten vereinbar ist. Dennoch bestehen offensichtliche und berechtigte Zweifel an der Annahme und Aussage, dass die Alemannia es sich leisten kann, nach drei Jahren der Vermarktung und Einnahmen im sechsstelligen Bereich, diesen Vertrag auslaufen zu lassen. Viel eher erscheint es doch realistisch, dass im Anschluss an die drei Jahre entweder mehr Geld aufgrund des gelungenen Aufstiegs und in der Folge der steigenden sportlichen Ziele (wie z.B. dem Klassenerhalt) durch eine Vermarktung des Stadionnamens erwirkt werden muss oder wir durch Nicht-Erreichen des sportlichen Ziels „Aufstieg“ weitere Anstrengungen unternehmen müssen, um Gelder durch die Vermarktung des Stadionnamens zu generieren. So oder so begibt man sich in eine gefährliche Abhängigkeit, aus welcher der Weg deutlich schwerer heraus- als hineinführt.

Bei Abschluss eines solchen Deals muss den Verantwortlichen und allen Fans klar sein, dass dies auf lange Sicht nur der Anfang sein wird. Bei einem Aufstieg werden etwaige Sponsoren noch mehr Geld für die Namensrechte bieten. Wenn dein Stadion schon drei Jahre lang einen Namenszusatz trug, wie groß ist der Schritt zu einem weiteren Vertrag zur Vermarktung der Namensrechte dann schon noch? Wenn dieser Schritt einmal gegangen ist, werden weitere Schritte der Kommerzialisierung nur noch leichter von der Hand gehen. Gleichermaßen leichter werden etwaige Schritte für die Verantwortlichen zu argumentieren sein.

Stoppen wir den Ausverkauf unseres Fußballs also jetzt, bevor es zu spät ist. Stoppen wir die Kommerzialisierung des Fußballs vor unserer eigenen Haustür. Werden wir nicht abhängig von irgendwelchen Sponsoren oder Investoren, die nur den eigenen Profit im Kopf haben. Stellen wir uns gegen die Vermarktung unseres Stadionnamens TIVOLI!

Alemannia ist Tivoli, Tivoli ist Alemannia!

Karlsbande Ultras im April 2023

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