Wegen der Polizei: Ultras Frankfurt verzichten auf Mikrofonanlage

Weil die Polizei die Mikrofonanlage der Ultras Frankfurt bei den Heimspielen der Eintracht gegen den FC Barcelona und den SC Freiburg abdrehte, wollen die Ultras vorerst auf den Einsatz der Anlage verzichten und die Stimmung in der Nordwestkurve anderweitig organisieren.

Vorsänger der Ultras Frankfurt beim Heimspiel gegen Barcelona in der Nordwestkurve. Dort brennen Bengalische Fackeln.
Vorsänger der Ultras Frankfurt beim Heimspiel gegen Barcelona in der Nordwestkurve. Dort brennen Bengalische Fackeln. Bild: eintracht-online.net

„Gude Eintrachtfans, seit einigen Wochen sind die Fanszenen der Republik wieder da und zelebrieren die langersehnte Rückkehr zum altbekannten Stadionerlebnis. Und bei uns ging es natürlich direkt wieder von 0 auf 2001 Das zweite Mal in drei Jahren Halbfinale im Europapokal. Einfach Wahnsinn! Eigentlich könnte alles perfekt sein, wenn es nicht einen kleinen Wermutstropfen gäbe: Während bei quasi jedem Bundesligaspiel aktuell die Tribünen leuchten, weil Pyrotechnik für viele schlichtweg dazugehort, müssen Politik und Polizei bei uns in Hessen mal wieder einen besonderen Auftritt hinlegen. Bereits beim Spiel gegen den FC Barcelona, dem größten Heimspiel der jüngeren Vereinsgeschichte, wurde seitens der Polizei (!) und gegen den Wunsch von Eintracht Frankfurt mehrfach minutenlang die Mikrofonanlage für die Anstimmer in der Nordwestkurve abgedreht. Wegen vereinzelter Pyrotechnik, die völlig kontrolliert abgebrannt wurde und die weder Gefahr noch Sicherheitsproblem darstellte. Ganz im Gegensatz übrigens zur Polizei, die mit der Sperrung von Eingängen dafür gesorgt hat, dass etliche Fans den Spielbeginn verpassten und es zu Tumulten kam. Wir haben das nicht sofort thematisiert, da der Fokus auf die Spiele gegen Barcelona und das Weiterkommen von Eintracht Frankfurt schlichtweg wichtiger waren. Natürlich haben dadurch aber an jenem Tag in entscheidenden Phasen gewohnte Abläufe nicht gepasst und die Koordination der Stimmung wurde beeinträchtigt. Ein absoluter Hohn, dass Beamte des Landes Hessen in so einem Spiel aktiv versuchen, den Erfolg des größten hessischen Vereins zu sabotieren. Denn selbstverständlich hat die Mikrofonanlage überhaupt nichts mit dem Einsatz von Pyrotechnik zu tun - man hat sich einfach nur ein neues, albernes ‚Bestrafungsinstrument‘ für die Fanszene ausgedacht. Aber damit nicht genug: Im Spiel gegen den SC Freiburg wurde wegen eines einzelnen Rauchtopfes (1) die Anlage stellt. Damit ist für uns die Sache klar. Wir werden diese Anlage nicht mehr benutzen, sondern uns wieder anders organisieren. Das bedeutet aber auch, dass alle Fans im Oberrang und auf den anderen Tribünen wieder mehr auf die Kurve achten müssen, um in die Gesänge mit einzustimmen! Es wird etwas Zeit brauchen, bis sich das einspielt, aber wir wären nicht Eintracht Frankfurt, wenn uns so ein kindischer Sabotageversuch aus der Bahn werfen würde. Natürlich kann darunter aber die Stimmung im Waldstadion-gerade bei Europapokalspielen, in denen oftmals vier Tribünen zu koordinieren sind - erstmal leiden. Auch die Organisation komplizierterer Choreographien wird damit erschwert. Bedanken können sich alle Eintracht-Fans an dieser Stelle bei den dafür Verantwortlichen: Der hessischen Landesregierung, allen voran Innenminister Peter Beuth (bekannt von der verhinderten Choreographie gegen Donezk), und der hessischen Polizei“, so die Stellungnahme der Ultras Frankfurt.

Da die Polizei keinen Zugriff auf die Megafone der Ultras hat, können diese weiterhin zur Koordination der Stimmung genutzt werden. Mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen in Hessen fragen sich die Ultras Frankfurt, ob Politiker und Politikerinnen, die für solche Maßnahmen verantwortlich sind, für Eintracht-Fans überhaupt wählbar sind: „Bei allem Unheil, welches gerade in der Welt passiert, haben diese Menschen tatsächlich nichts Besseres zu tun, als sich mit etwas Pyrotechnik in einer Fankurve zu befassen - anstatt sich z.B. mal um die immer neuen Rechtsextremismus-Skandale in den eigenen Reihen zu kümmern. Aber natürlich hat das tieferliegende Gründe: Man hat dort Angst vor einer freien kritischen Fankurve, Angst vor unserer Energie, Angst davor, wie wir zeigen, dass sie nicht alles kontrollieren können. Und darum versuchen sie immer wieder, die Fanszene zu diskreditieren und zu spalten. Sie denken, sie können unsere Leidenschaft für Eintracht Frankfurt und die magischen Abende, die wir im Stadtwald gemeinsam erschaffen, stoppen, indem sie auf ein Knöpfchen drücken? Das können wir beantworten, indem wir noch mal 20% mehr geben und das Waldstadion auch ohne Anlage lauter machen als je zuvor. Und man sieht sich immer zweimal im Leben: Im Herbst 2023 finden in Hessen Landtagswahlen statt. Wir als Nordwestkurve werden uns niemals parteipolitisch äußern - aber sind Personen, die Eintracht Frankfurt aktiv schaden möchten, dazu geeignet, dieses Bundesland zu regieren?“, so das Statement der Ultras Frankfurt weiter. (Faszination Fankurve, 22.04.2022)

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